Interview mit Herrn Beckmann - gewählter Bürgermeister von Quickborn

Quickborn (Schleswig-Holstein) hat etwa 22.000 Einwohner; verwaltungstechnisch betreut die Stadt vier weitere Gemeinden mit insgesamt 17.000 Einwohnern.

Mit Thomas Beckmann sprachen Julia Hehl und Dr. Michael Büssemaker von den Liberalen Senioren Bayern. Das Gespräch wurde am 30. Juni 2022 geführt.

Herr Beckmann, nach der Gratulation kommt gleich die erste, vielleicht provokative Frage. Welches Schlagwort war wahlentscheidend, „der Neue ist verdammt gut“ oder „der Alte muss weg“?

Beckmann: Es wird wohl von beiden Sprüchen etwas dabei sein. Für mich kann ich nur sagen, dass ich authentisch geblieben bin, mich auch in kritischen Diskussionen nicht verbogen habe. Und ich hatte ein großartiges, motiviertes Wahlkampfteam aus allen Generationen zwischen 19 und 77 Jahren.

 

Gab es unterschiedliche Strategien der Kandidaten, auf Wählerinnen und Wähler zuzugehen?

Beckmann: Der amtierende Bürgermeister von der CDU vertraute auf seinen Amtsbonus, seinen Bekanntheitsgrad und die Würdigung seiner bisherigen Leistungen. Der Kandidat der SPD setzte sehr stark auf die Stimmen der örtlichen Vereine.
Mein Wahlkampf war, neben den üblichen Mitteln wie Plakate, Flyer, Annoncen und Social-Media durch einen Häuser- und Straßenwahlkampf geprägt. Das kam wohl vor Ort gut an, ging aber teilweise bis zur Erschöpfung.

 

Ist es Ihnen bekannt, wie viele Stimmen der älteren Generation zu Ihrem Wahlsieg beigetragen haben?

Beckmann: Für die Größenordnung von Quickborn gibt es keine Analysen über Wählerwanderungen oder Wahlverhalten nach Altersgruppen. Es ist aber sicher, dass ich die Wahl ohne einen deutlichen Stimmenanteil nicht gewonnen hätte.

 

Mit welchen Themen haben Sie wahrscheinlich bei der älteren Generation punkten können?

Beckmann: Mein Wahlkampf beinhaltete drei Schwerpunktthemen. Vorgestellt habe ich ein „Stadtentwicklungskonzept“, ein „Mobilitätskonzept“ und eine breite Kampagne zum „wertschätzenden Dialog“.
Zum Mobilitätskonzept gehörte auch eine breit angelegte Barrierefreiheit. Der Häuser- und Straßenwahlkampf hat, je näher der Wahltermin rückte, ergeben, dass besonders die ältere Generation ihre Unzufriedenheit über fehlende Barrierefreiheit bei Gehwegen, Haltestellen und öffentlichen Einrichtungen Luft gemacht hat.

 

Was verbirgt sich hinter dem Begriff „wertschätzender Dialog“?

Beckmann: Ich wollte mit einem neuen Polit-Stil weg von der Polarisierung zwischen den Parteien, den Generationen sowie Alteingesessenen und Neubürgern. Diese Polarisierung hat in vielen Bereichen das Miteinander in Quickborn bestimmt. Mit der Kampagne „wertschätzender Dialog“ hatte ich ein weiches Wahlkampfthema, um das mich meine Gegenkandidaten im ersten Wahlgang beneidet haben. Es hat mir sehr große Sympathien, auch bei den Älteren eingebracht, weil das Thema auch Begriffe wie „gegenseitiger Respekt“ und „Akzeptanz anderer Auffassungen“ eingeschlossen hat.  Mir ist aber auch bewusst, dass ich an diesem Thema die nächsten Jahre gemessen werde.

 

War es für Sie von Vorteil, dass die Bürgermeisterwahl in Quickborn zeitgleich mit der Landtagswahl in Schleswig-Holstein stattgefunden hat?

Beckmann: Durch Prognosen war der Aufwärtstrend der CDU auf der Landesebene unübersehbar. Der amtierende Bürgermeister konnte diesen Schwung für seinen eigenen Wahlkampf nicht mitnehmen. Ich vermute, dass die Wählerinnen und Wähler mir am ehesten zugetraut haben, die Geschicke Quickborns für die nächsten Jahre zu lenken.

 

Herr Beckmann; die Liberalen Senioren Bayern danken Ihnen für dieses Gespräch.